Aus meinem Buch BEONIMUS RABENBEIN erzählt Klatsch & Tratsch

Karlsson und Finnegan
In einem Land, in der die Sprache genauso schwer zu verstehen ist wie die Anzahl der Mücken zu zählen, wohnen in einem kleinen Kiefernwäldchen Karlsson und Finnegan mit ihrer Großfamilie in einem komplexen Erdbau. Karlsson ist der Älteste der Brüder und alle anderen Geschwister sind Mädchen. So haben sich Karlsson und Finnegan, der in der Familie der Jüngste ist, solidarisch zusammengeschlossen, denn zwei Brüder müssen zusammenhalten, meint Karlsson. Er hat so seine eigene Strategie entwickelt, um dem Mädchenvolk in seiner Familie aus dem Weg gehen zu können, denn die tagtäglichen nicht enden wollenden Gespräche und Diskussion über Fell- und Nagelpflege, Nasenpolitur und Lippenbalsam gingen ihm schön langsam kräftig auf die Nerven. So hat er begonnen sich hauptsächlich und intensiv mit dem Phänomen „Fliegen“ zu beschäftigen. Der Grund, dass er sich damit beschäftigt, ist mitunter auch sein Name, den seine Eltern, nachdem sie im Kino den Film, „Karlsson vom Dach“, gesehen, für ihn ausgesucht hatten. Da in diesem Film der kleine Karlsson fliegen kann, will auch er das Fliegen erlernen. So ist er ganz froh, als Finnegan zur Welt kam, denn zu zweit macht alles viel mehr Spaß. Die beiden wurden sofort beste Brüder und unzertrennlich. Karlsson lernt Finnegan alle lebensnotwendigen Tricks, um in der Mädchenschar halbwegs ungeschoren über die Runden zu kommen, und ohne zu einem Versuchskaninchen für die neuesten Schminkproben zu mutieren. So haben die beiden Zeit, sich mit dem Fliegen zu beschäftigen. Karlsson hat schon lange eine Idee, wie es gelingen könnte. Er will und meint ganz fest, dass es funktionieren könnte, seinen Schwanz als Propellermotor benutzen. Er bindet mit Hilfe von Finnegan seinen Schwanz ganz nach oben und befestigt am Ende eine propellerartige Konstruktion, die er gemeinsam mit Finnegan aus den Kunststoffresten der Lippenstiftverpackungen seiner Schwestern gebastelt hatte. Ein kräftiger Windstoß soll den Propeller zum Drehen bringen und er würde dann mit lassoartigen Bewegungen seines Schwanzes, den Propeller am Laufen halten. Leider scheitern seine Versuche immer wieder daran, dass er nicht genug Höhe gewinnen kann. Entweder liegt es daran, dass der Windstoß zu schwach ist, seine Lassobewegungen nicht schnell genug sind oder er zu viel gegessen hat. Sie können leider die Ursache dafür nicht eruieren. Fakt ist, Karlsson hebt zwar ab, landet jedoch immer wieder, Schnauze in die Erde bohrend, am Boden. Finnegan findet das sehr lustig und wälzt sich jedes Mal Bauch haltend und prustend am Boden und meint, dass er eher wie eine Wühlmaus aussehe als wie eine gewöhnliche Feldmaus. Ab sofort nennt Finnegan seinen Bruder scherzhaft Karlsson Wühlpilot und Karlsson findet das so lustig, dass er seinen Bruder bittet Fotos zu machen und die besten auf mausbook zu posten. Schnell wurde Karlsson, der Überflieger im virtuellen Netz und vergisst völlig, dass er eigentlich fliegen wollte, denn jetzt probt er die besten und lustigsten Abstürze.

Autor: admin

geboren in Hallein/Salzburg, lebt und arbeitet derzeit in Linz. Malerei, Skulpturen, Ornamentarbeiten, Bücher und Kurzgeschichten

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